AWO Betreuungsverein:
Wohl und Wille der Betreuten stehen im Vordergrund
Seit 1985 übernimmt der AWO-Betreuungsverein im gesamten Kreis Wesel Vormundschaften, Pflegschaften und Betreuungen.
Irgendwann wurden die Nachbarn stutzig. Der junge Mann, der unten im Erdgeschoss wohnte, ging nicht mehr vor die Tür. Sein Briefkasten lief über und dass er den Müll in der Wohnung stapelte, anstatt ihn nach draußen zu bringen, bekam jeder mit, der an seiner Tür vorbeiging. Zum Glück kümmerten sich die Nachbarn. Sie meldeten sich bei der Stadtverwaltung: „Da braucht jemand Hilfe.“ Brauchte der junge Mann auch. Er hatte psychische Probleme, Angst, traute sich nicht mehr vor die Tür, bekam sein Leben nicht mehr in den Griff. Ein Fall für Marion Fritsch und ihr Team. Sie ist die Leiterin des Betreuungsvereins der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Kreis Wesel. Und sie und ihre 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen Menschen, die ihr Leben aus den verschiedensten Gründen nicht mehr im Griff haben.

Vermögensverwaltung, Gesundheitsvorsorge, Aufenthaltsbestimmungsrecht und Behördenangelegenheiten sind die vier Bereiche, in denen die gesetzlichen Betreuer tätig werden können. Auf Anordnung eines Gerichtes. Wie und warum ein Betreuer eingesetzt wird, ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) festgelegt und ein aufwendiges Procedere. Die Betreuungsbehörde, angesiedelt bei der Stadtverwaltung, ermittelt die Fakten, zieht vielleicht Fachleute wie zum Beispiel Ärzte hinzu. Entscheiden muss ein Gericht, allerdings nicht ohne die Betroffenen anzuhören. Gibt es keine Verwandten oder niemanden, den der künftige Betreute selbst benennen kann, kommen Profis wie Marion Fritsch ins Spiel. „Und im Beschluss wird genau festgelegt, in welchen der vier Bereiche wir unterstützen sollen.“ Das können alle sein, müssen es aber nicht.
„Ganz wichtig“, sagen Marion Fritsch und ihr Kollege Thomas Evers: „Sowohl Wille als auch Wohl des Betreuten müssen berücksichtig werden.“ Es gehe nicht darum, jemanden zu bevormunden, sondern ihn zu begleiten und zu unterstützen. Dass das Verhältnis zwischen den Beteiligten nicht immer ganz reibungslos ist, liege auf der Hand. „Schwierig wird es zum Beispiel immer dann, wenn Geld eingeteilt werden muss.“ Wichtig sei, den Betreuten mitzunehmen. „Und das Ziel ist auch, dass er irgendwann sein Leben wieder selbst regeln kann.“
528 Menschen werden vom Team an den vier Standorten im Kreis – Moers, Kamp-Lintfort, Dinslaken und Wesel – begleitet. Waren es früher vor allem ältere Menschen, so liegt das Durchschnittsalter heute zwischen 47 und 56 Jahren. „Wir beobachten außerdem, dass immer mehr ganz junge Volljährige zu uns kommen. Direkt aus der Jugendhilfe.“ Viele mit einem Berg von Problemen: Drogen, psychische Erkrankungen, Verschuldung und mehr. Armut zieht sich durch alle Altersgruppen. Mehr als 80 Prozent der Betreuten beziehen Transferleistungen wie Hartz IV und andere Hilfen.

Der AWO-Betreuungsverein ist nicht nur Ansprechpartner für Betreute, sondern auch für ehrenamtliche Betreuer. Meistens handelt es sich um Menschen, die Angehörige betreuen – ehrenamtlich und nicht hauptamtlich. Der Verein hilft bei Fragen und Problemen, bietet Schulungen an. Experten wie Bankkaufleute klären zum Beispiel in Sachen Vermögensverwaltung auf oder Fachleute aus dem Gesundheitswesen stellen Krankheitsbilder vor. Auch das Team bildet sich weiter, zudem steht regelmäßig Supervision auf dem Programm. Marion Fritsch: „Wir müssen uns auch selbst das Rüstzeug geben, unseren Job adäquat zu erfüllen.“
Ehrenamtliche Betreuer werden vom Verein gesucht. Ein einwandfreies Führungszeugnis sollten die volljährigen Interessenten mitbringen und auch Zeit. Wie die gesetzlichen müssen auch die ehrenamtlichen Betreuer Rechenschaft über das ablegen, was sie tun und jährliche Berichte fertigen. „Die Menschen sind ja bereit, sich zu engagieren, aber viele scheuen den bürokratischen Aufwand.“
Auch Information und Beratung zu Vorsorgevollmacht, Betreuungs- und Patientenverfügung gehören zu den Aufgaben des Vereins. Immer mittwochs hat zum Beispiel in Moers Thomas Evers seinen Beratungstag. Und der ist gut gefüllt. Wenn er zum Beispiel in anderen Einrichtungen Vorträge zum Thema hält, melden sich Menschen danach für eine Beratung an.

Der Betreuungsverein der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Wesel übernimmt seit 1985 im gesamten Kreis Wesel Vormundschaften, Pflegschaften (bei Minderjährigen) und Betreuungen (bei Erwachsenen). Zurzeit werden mehr als 500 Menschen betreut.
Der AWO Betreuungsverein bietet auch ehrenamtlichen Betreuern und Vormündern Hilfe und Unterstützung bei der Ausübung dieses Amtes an.
Die Standorte im Kreis Wesel:
- Moers: Neckarstr. 35, 47443 Moers, Tel. (0 28 41) 98 60-11
- Kamp-Lintfort: Moerser Str. 271, 47475 Kamp-Lintfort, Tel. (0 28 42) 921 38 21
- Dinslaken: Hünxer Str. 37, 46535 Dinslaken, Tel. (0 20 64) 62 18-30
- Wesel: Kaiserring 14, 46483 Wesel, Tel. (02 81) 338 95 20
Mehr Informationen unter www.awo-betreuungsverein.de
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Marion Fritsch leitet den AWO-Betreuungsverein. Die Diplom-Sozialarbeiterin und ihre 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterstützen Menschen, die ihr Leben aus den verschiedensten Gründen nicht mehr im Griff haben. -
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Der Diplom-Sozialpädagoge Thomas Evers berät jeden Mittwoch von 9 bis 16 Uhr persönlich oder telefonisch (0 28 41 / 98 60-11) rund um das Thema Vorsorge. -
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Marion Fritsch und Thomas Evers vom AWO-Betreuungsverein