Arbeitsgemeinschaft Wohlfahrtspflege

Neue Nöte am Arbeitsmarkt durch Corona

28. Juni 2021

Die AG Wohlfahrtspflege macht in einer Pressemitteilung auf die Situation am Arbeitsmarkt aufmerksam, insbesondere auf den Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit.

Mehr Langzeitarbeitslose durch Corona

Sie werden oft übersehen am Arbeitsmarkt und gehören in der Pandemie zu den großen Verlierern: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist nach 14 Monaten Corona-Krise sprunghaft angestiegen. „Diese Menschen drohen abgehängt zu bleiben, wenn die Konjunktur bald wieder anzieht“, mahnt Frau Brunhild Demmer, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtspflege im Kreis Wesel. Es drohe mehr verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit.

Im Vergleich zum März 2020 ist laut Angaben des Arbeitslosenreportes NRW die Zahl der Lang-zeitarbeitslosen um 39 Prozent auf über 335.000 Personen im Mai 2021 gestiegen. Als langzeitarbeitslos gelten Personen, die länger als 12 Monate arbeitslos gemeldet sind. „Aus der Langzeitarbeitslosigkeit in die Erwerbsarbeit einzusteigen, ist seit Ausbruch der Corona-Pandemie noch schwieriger geworden“, sagt Frau Brunhild Demmer. Selbst Unternehmen, die nicht direkt vom Lockdown betroffen seien, hätten in wirtschaftlich unsicheren Zeiten kaum Spielraum für Neueinstellungen gehabt.

„Wer arbeitslos wurde, fand wegen Corona nicht so schnell einen neuen Job und deswegen sind nun mehr Arbeitslose als früher in die Langzeitarbeitslosigkeit gerutscht.“ Demmer fordert die schnelle und gezielte Unterstützung Langzeitarbeitsloser mit Angeboten der Beratung, Qualifizierung und öffentlich geförderter Beschäftigung. „Wir müssen das jetzt tun, um dem Aufwuchs und der Verfestigung der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken. Ein Wiedereinstieg in Arbeit wird für  langzeitarbeitslose Menschen praktisch von Monat zu Monat schwieriger.“

Langfristige Auswirkungen von Corona

Manche Auswirkungen von Corona werden jetzt erst deutlich: Mehr und mehr Menschen tauchen in der Statistik auf, die aufgrund der Krise ihre Arbeit verloren oder den Einstieg in Arbeit nicht geschafft haben und nun als langzeitarbeitslos geführt werden. Laut dem Arbeitslosen-Report NRW ist die Zahl derjenigen Langzeitarbeitslosen, die zwischen 12 und 24 Monaten arbeitslos sind, im Vorjahresvergleich sogar um 57 Prozent gestiegen.

„Wir müssen jetzt aktiv handeln! Es wäre fahrlässig und naiv, allein darauf zu vertrauen, dass  die Konjunktur demnächst wieder anspringt und die neuen Langzeitarbeitslosen schon irgendwie wieder aufnimmt.
Das Gegenteil ist der Fall: Langzeitarbeitslose werden dann am Markt in ungewollter Konkurrenz zu zahlreichen anderen Personen stehen, die aus Schule, Ausbildung, Studium oder aus der Kurzzeitarbeitslosigkeit in eine Arbeitsstelle wollen – und sie haben da im Allgemeinen das Nachsehen.“, sagt Demmer.

Die Freie Wohlfahrtspflege fordert neben beruflicher Weiterqualifizierung verstärkt Coaching und psychosoziale Beratung sowie niedrigschwellige offene Beratungs- und Begegnungsangebote im Sozialraum. „Die Beratungsstellen Arbeit in NRW sind beispielsweise gerade jetzt enorm wichtig, damit Langzeitarbeitslose Ermutigung, Unterstützung und solidarischen Rückhalt erfahren können“, so die Sprecherin.

Der Arbeitslosenreport der Wohlfahrtsverbände belegt, dass in NRW vor allem Personen ohne Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss am stärksten von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. Allerdings hat in der Corona-Krise die Gruppe der Langzeitarbeitslosen mit akademischer Ausbildung den höchsten Zuwachs erfahren.

Warnung vor einer Generation “Corona”

Es muss verhindert werden, dass insbesondere die jüngeren und jüngsten Altersgruppen vom Trend der Langzeitarbeitslosigkeit betroffen werden. Andernfalls drohe eine „Generation Corona“, so die Sprecherin der Wohlfahrtsverbände im Kreis Wesel. Gerade in diesen Alters- gruppen könne man viel erreichen mit Bildungsberatung, Bildungsbegleitung und einer Art „Bildungsbonus“ für die, die sich beruflich neu orientieren und eine längere Qualifizierung absolvieren wollen.“

Ansprechpartner für weitere Fragen und Informationen:

Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände im Kreis Wesel
Sprecherin: Brunhild Demmer
E-Mail: Brunhild.Demmer@caritas-moers-xanten.de