20. Juni 2023

Weltflüchtlingstag

19. Juni 2023

Am 20. Juni ist Weltflüchtlingstag - der Tag, der daran erinnert, dass Millionen von Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Derzeit sind 110.000.000 Menschen auf der Flucht, so viele wie nie zuvor. Hinter dieser nüchternen Zahl stehen ebenso viele Schicksale. Es sind Menschen, die täglich den Mut und die Kraft aufbringen müssen, sich in einem neuen Leben - häufig gegen gesellschaftliche Widerstände -zurechtzufinden. Dies sollten wir würdigen. Ein Kommentar dazu von den AWO-Mitarbeiter*innen der Flüchtlingsberatung.

„Wir haben unser Zuhause und dann die Vertrautheit des Alltags verloren. Wir haben unseren Beruf verloren und damit das Vertrauen eingebüßt, in dieser Welt irgendwie von Nutzen zu sein. Wir haben unsere Sprache verloren und mit ihr die Natürlichkeit unserer Reaktionen, die Einfachheit unserer Gebärden und den ungezwungenen Ausdruck unserer Gefühle.“ Hannah Arendt, Essay „We Refugees“

Wir in Deutschland sprechen sehr viel über Flüchtlinge, über die Asylpolitik, darüber, was ein Flüchtling zu tun und zu lassen hat, wie Geflüchtete die Gesellschaft und die wirtschaftliche Situation in Deutschland beeinflussen. Manchen machen Geflüchtete Angst, manche machen Geflüchtete für materielle Wohlstandseinbußen und Kriminalität verantwortlich. In der Regel bemühen sich die Menschen, die Geflüchtete zum größten gesellschaftlichen Problem erheben, nur selten, ihre Behauptungen mit Fakten zu belegen. Wirtschaftswissenschaftler*innen und Soziolog*innen dagegen rechnen uns regelmäßig vor, dass die alternde deutsche Gesellschaft ohne Zuwanderung ihren Lebensstandard nicht halten und in jeder Hinsicht schrumpfen wird.

Am 20. Juni ist der Weltflüchtlingstag. Wie wäre es, wenn wir wenigstens an diesem einem Tag alle Disputen beiseitelegen und einfach mit den Geflüchteten neben uns reden?

Viel zu wenig hören wir als Gesellschaft Geflüchteten zu. Hannah Arendt war Geflüchtete, 1943 hat sie aufgeschrieben, wie es sich anfühlt, Flüchtling zu sein.

Ja, wir geben uns Mühe als Gesellschaft, vielen Geflüchteten hier einen guten Start zu ermöglichen. Ist es uns aber bewusst, welche seelischen und intellektuellen Leistungen viele geflüchtete Menschen täglich vollbringen müssen, wie schmerzlich und lang dieser Prozess ist, sich von seiner alten Identität verabschieden zu müssen, die neue Welt zu verstehen und sich in sie einzufügen?

 

Veranstaltungshinweis für Moers 

Am 20.06.23 wird aus Anlass des Weltflüchtlingstages am Alten Landratsamt in Moers-Mitte die Flagge mit der Aufschrift "Stoppt das Sterben im Mittelmeer" der Seebrücke Moers gehisst. 

Die Seebruecke Moers möchte damit zum wiederholten Male auf die aktuelle Situation im Mittelmeer und auf die verfehlte Asylpolitik der EU aufmerksam machen.

Von 13:00 - 15:00 Uhr besteht die Möglichkeit zum Infogespräch und Austausch unter der Flagge am Alten Landratsamt, Kastell 5, 47441 Moers.